Brasilien – Rio de Janeiro

cof

Eine ganze Woche in einer Stadt? Im Winter? In den brasilianischen Schulferien? Kein Problem in Rio. Schon der Landeanflug im Dunkeln ist spektakulär und wir freuen uns darauf, diese riesige, lebhafte Stadt zu erkunden. Zwar nutzen viele Brasilianer die Gelegenheit, endlich einmal ihre Winteroutfits wie Sneakers und Jeans auszuführen, doch tagsüber klettert das Thermometer auf warme 25-30 Grad. Also tauschen wir die Flip Flops noch nicht ein und können auch Rios Strände in vollen Zügen genießen. Weltklasse sind jedoch vor allem die Aussichten, die sich von den vielen Granitfelsen bieten, an deren Füßen sich die Stadt schmiegt und die die Skyline der Metropole unverwechselbar machen.

Pão de Açúcar

Wir wohnen in Botafogo, von wo aus wir toll an die benachbarten Viertel angebunden sind. In einer kleinen Bucht in der Nähe finden wir ein kleines Juwel, den Praia Vermelha (Roter Strand), der sich von Copacabana und Ipanema nicht mehr unterscheiden könnte. Von dort aus starten wir einen Küstenspaziergang auf dem Claudio-Coutinho-Weg und steigen auf den Morro do Urca, wo sich die Mittelstation der Seilbahn zum Zuckerhut befindet. Ein toller Ort für „Por do Sol“, den Sonnenuntergang. Von dort fährt eine weitere Gondel hoch bis auf den Zuckerhut, der ansonsten nur mit entsprechender Kletterausrüstung erreicht werden kann. Der Blick von der Mittelstation auf das Wahrzeichen Rios ist eigentlich schon klasse, dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, an einem Morgen doch noch ganz auf den berühmten Berg rauf zu fahren.

Copacabana und Ipanema

Für die Cariocas, wie sich die Einwohner Rios nennen, mag es eine Welt bedeuten, ob man an der Copacabana oder in Ipanema an den Strand geht. Vor Ort sind für uns wenig Unterschiede erkennbar. Beides sind lebhafte, pulsierende Stadtstrände. An der Copacabana gibt es mehrere Barracas (Strandhütten mit Gastronomie), wo wir auch das WM-Finale Frankreich – Kroatien mit einigen Fans anschauen und einige Franzosen ihre Marseillaise anstimmen. An der Promenade sind viele Radfahrer, Jogger und Inline-Skater unterwegs, an den Stränden wird munter Sport getrieben, neben Fußball, Volleyball und Beachball auch „Futevôlei“. Man spielt dabei Fußball auf dem Beachvolleyballfeld und den Brasilianern gelingen wunderbare Ballwechsel. Samuel kann sich kaum losreißen (vom Zuschauen!). Schwer vorstellbar, dass es sich auch in Deutschland etablieren könnte.

Handtücher auf dem Strandboden sind eher verpönt, für ein bisschen Kleingeld bekommt man einen Klappstuhl und einen Sonnenschirm und der nächste Caipirinha ist meist auch nicht weit. Mit den weniger schicken Außenfassaden der Hochhäuser und dem Lärm der Straße, den vielen Strandgängern und Sportlern findet man in diesem geschäftigen Treiben eher weniger Entspannung. Der Sport und die Geselligkeit stehen hier im Mittelpunkt.

Cristo Redentor und Tijuca Nationalpark

Neben dem Zuckerhut ist die Christusstatue auf dem Berg Corcovado ein weiteres Wahrzeichen Rios. Um den Ausblick etwas ruhiger genießen zu können, fahren wir morgens mit der ersten Corcovado-Bergbahn hoch. Sie ist die erste elektrisch betriebene Bahn Brasiliens und überwindet teils Steigungen von 30%. Oben angekommen staunen wir schon zum ersten Mal über die Größe der 38 Meter hohen Statue, die im Stadtbild fast immer präsent ist, aber „von unten“ doch so klein wirkt. Der Erlöser strahlt mit seinem Blick und seinen ausgebreiteten Armen angenehme Ruhe und Frieden aus. Das Highlight ist dann der Ausblick aus 710 Metern auf die Stadt: wirklich gigantisch. Von hier fügen sich die einzelnen Stadtteile, die wir schon zu Fuß erkundet haben, wie ein Puzzle zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen. Kein Wunder, dass dieser Ort ein Touri-Magnet ist, ein Selfie allein mit Cristo ist kaum möglich. Aus unserer Sicht lohnt sich ein Besuch aber definitiv.

Der Corcovado ist der Beginn des Tijuca-Nationalparks. Dieses Gebiet ist alles was von dem üppigen Küstenregenwald, der Rio einst komplett umgeben hatte, übrig geblieben ist. Wir steigen auf den mit 1.021 Metern höchsten Punkt Rios, den Pico da Tijuca mit 360 Grad-Sicht, von wo aus wir auch das legendäre Maracanã-Stadion sehen. In den 50er Jahren war es mit damals 200.000 Plätzen das größte Fußballstadion der Welt. Die Brasilianer verbinden damit vor allem die verlorene Heim-WM 1950 gegen Uruguay wohingegen die Deutschen hier auf das gewonnene WM-Finale 2014 zurückblicken. In den letzten zwei Jahren nach Olympia 2016 ist das Stadion total heruntergekommen und kann nicht mehr besucht werden. Mittlerweile sind neue Investoren auf den Plan getreten und so wird Maracanã hoffentlich bald wieder im alten Glanz erstrahlen.

Hang Gliding

Wie lässt sich das einzigartige Hügelpanorama der Stadt am besten betrachten? Richtig, aus der Vogelperspektive! Von Pedra Bonita, einem Gipfel im Süden der Stadt, holen wir uns einen ordentlichen Adrenalin-Schub beim Drachenfliegen ab. Hier zählt das Motto: „Nicht zu lange nachdenken“. Kaum an den Drachen und den „Piloten“ angekettet, rennen wir über eine Holzrampe, um nach wenigen Metern mit Vollgas in den vermeintlichen Abgrund zu springen. Zwei Sekunden fühlt es sich schrecklich an, danach einfach nur noch atemberaubend toll. Wir fliegen über São Conrado, wo wir am Ende am gleichnamigen Strand landen. Mit der richtigen Thermik kann man wohl über Stunden gleiten, der Wind wird am Ende jedoch etwas turbulenter und unser Lehrer ist auch ganz froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Santa Teresa und Lapa

Durch die Weltmeisterschaft 2014 und die olympischen Spiele 2016 ist viel in der Stadt passiert. Die Metro wurde verlängert und bringt uns schnell von A nach B; und durch den Bau einiger Straßentunnel kommen wir selbst in der Rush Hour in der extrem hügeligen Stadt gut voran. Santa Teresa ist mit seinen kleinen Wohnhäusern und den engen, steilen und ruhigen Straßen eine willkommene Alternative zur Hochhausoptik der meisten Stadtteile. Lapa am Fuße von Santa Teresa gelegen soll dagegen das Partyviertel schlechthin sein. Statt Samba begnügen wir uns dort mit der großartigen „Escadaria Selarón “ eine aus tausenden Kacheln gestaltete Treppe des chilenischen Künstlers Selarón, die bereits Eingang in die Musikvideos von U2 in „Walk On“ und Snoop Dogg in „Beautiful“ gefunden hat. Wir posen übrigens nur halb so cool, weil wir auch hier den Selfie-Kampf gegen unzählige Besucher nur für Sekunden für uns entscheiden können.

Lagoa Rodrigo de Freitas und Jardim Botânico

Inmitten Rios liegt eine Lagune, mit 7 Kilometer etwa der gleiche Umfang wie der Maschsee in Hannover. Rio will die Wasserqualität verbessern, so dass dort auch wieder geschwommen werden kann. Die Kormorane sind immerhin schon einmal da. Wir fahren am Ufer Fahrrad und gehen im Anschluss in den nahen Botanischen Garten. Dieser wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet und einige der Palmen sollen noch aus der Gründungszeit stammen. In den Alleen der Königspalmen kommt man sich extrem klein vor. Die Ruhe des Parks ist unglaublich und eine angenehme Abwechslung zu den stark befahrenen Straßen zwischen den umliegenden Stadtteilen.


6 Gedanken zu “Brasilien – Rio de Janeiro

  1. Hallo ihr 2, das sieht ganz toll aus und hört sich Ultra spannend an! Unglaublich viele Eindrücke. Macht weiter so mit euren Berichten. Bleibt gesund und viel Spaß! War heute mal wieder über Nacht im sonnenreichen Hannover am Stadtpark u auch in der List- alles beim Alten! LG Kim

    Like

  2. OMG! Dieses Paragliding Video! Da bekommt man schon vom Zuschauen einen Adrenalinkick. Deutschland brutzelt nun mit euch bei 30 Grad. Sonnige Grüße!

    Like

  3. Hallo ihr zwei Weltenbummler,
    wir lesen gerne eure spannenden Reiseberichte. Es ist so toll geschrieben, wir haben das Gefühl beim Lesen dabei zu sein. Passt auf euch auf… bis bald
    Regina&Rolf

    Like

Hinterlasse einen Kommentar